Wie viel Heizen ist gesund?

Ein Interview mit dem Umweltmediziner und Landschaftsökologe Hans-Peter Hutter, Mitarbeiter am Institut für Umwelthygiene an der MedUni Wien.

Wenn es draußen kalt ist, soll es drinnen schön warm sein. Aber welche Temperatur ist gesund?

Hans-Peter Hutter: Im Wohnraum sollte es zwischen 20 und 22 Grad haben, im Schlafraum reichen 17 bis 18 Grad. Auch 19 Grad sind nicht ungesund, aber viele heizen auf 25 oder 26 Grad hinauf. Das ist definitiv zu viel. Außerdem muss es ein Gleichgewicht zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit geben. Die Behaglichkeitsgrenze liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Wenn es feuchter oder trockener ist, kann das gesundheitsschädigende Folgen haben.

Was passiert, wenn die Luft zu feucht oder zu trocken ist?

Wenn es zu trocken ist, spüren wir das an den Schleimhäuten der oberen Atemwege: Man bekommt eine trockene Nase und trockene Augen. Wenn die Schleimhäute austrocknen, ist die Selbstreinigung beeinträchtigt. Schadstoffe haben dann eine höhere Reizwirkung, weil die Schleimhäute empfindlicher sind. Hohe Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit drücken auf den Kreislauf und beeinträchtigen das Wohlbefinden. Zu Hause soll man sich aber erholen können. Wir brauchen hier ein förderliches Klima und nicht eines, das unser Wohlbefinden beeinträchtigt. Außerdem kann bei zu hoher Luftfeuchtigkeit Schimmel entstehen und Schimmelpilz kann Infektionen verursachen. Das Hauptproblem ist aber, dass Schimmel eine allergisierende Wirkung hat, also das Allergierisiko erhöht.

In den vergangenen Wochen war viel vom Feinstaub die Rede. Darf man lüften, wenn die Grenzwerte überschritten sind?

Grundsätzlich muss man vier bis fünf mal täglich lüften, um Schadstoffe, die Bodenbeläge, Anstriche, Farben und nicht zuletzt die wir selbst abgeben, hinauszubekommen. In Wien waren wir zwei bis drei Wochen mit Hochnebel und dem Feinstaub-Problem konfrontiert. Das war aber eine Ausnahmesituation, in der man einfach einen Kompromiss finden muss: Man wird dann eben nicht gerade in der Zeit der höchsten Belastung das Fenster aufmachen. Wer Fenster an der Straßenseite des Hauses hat, sollte nicht lüften, wenn gerade viel Verkehr ist, sondern früh am Morgen oder spät am Abend. Wenn es möglich ist, sollte man nach hinten raus lüften, wo man weniger Schadstoffe vermutet. Die Fenster wochenlang gar nicht aufzumachen, ist aber sicher keine Lösung.

Quelle: Horvath, Ursula: „Tipps für richtiges Heizen und Lüften“. Im: Kurier. Stand: 03.12.2011.
http://kurier.at/multimedia/bilder/4462658.php (abgerufen am 06.12.2011)

Zuletzt aktualisiert am 16.06.2021 von Gebös.

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